13. April 2023

Nachwuchs dringend gesucht!

Licht und Schatten an der Hochschule der Polizei

Während wir uns am 30.03.2023 freuen konnten, gut ausgebildete Absolventen als Polizeiobermeisterinnen und Polizeiobermeister sowie als Polizeikommissarinnen und Polizeikommissare in den Polizeidienst verabschieden zu können, kam am Folgetag die große Ernüchterung.

Zielmarke bei Neueinstellungen klar verfehlt

Statt der avisierten 200 Neueinstellungen im mittleren und im gehobenen Polizeivollzugsdienst konnten am 31.03.2023 gerade einmal 125 neue Polizeianwärterinnen und -anwärter an der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg begrüßt werden. Das ist keineswegs ein Aprilscherz sondern bittere Realität. Dabei braucht die Brandenburger Polizei zwingend 400 Neueinstellungen pro Jahr um annähernd die Zahl der Kolleginnen und Kollegen kompensieren zu können, die in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen. Hinzu kommt, dass auch die Zahl derer, die ihre Ausbildung oder ihr Studium abbrechen oder daran scheitern, nach wie vor hoch ist.

Drohender Personalnotstand

All jene Kolleginnen und Kollegen fehlen uns später zusätzlich in den Dienststellen. Die Konsequenzen einer solchen Entwicklung sind wenig überraschend. Auf Fachkräfte-Mangel, Pflegepersonal-Mangel und Lehrer-Mangel folgt nunmehr in wenigen Jahren der Polizisten-Mangel. Schon jetzt ist unsere Landespolizei personell ausgedünnt und es wird uns nicht gelingen, die von der Landesregierung angestrebten 8500 Stellen personell zu besetzen. Die Arbeitsbelastung der im Dienst befindlichen Kolleginnen und Kollegen wird weiter bestehen und noch steigen. Hierdurch wird in weiterer Folge auch ein Anstieg der Krankheitstage erkennbar sein, da alle Kolleginnen und Kollegen immer mehr auf Verschleiß arbeiten.

Minimalziel 200

Wir wissen, dass auch andere Bundesländer vor ähnlichen Problemen stehen und wir uns keine Polizistinnen und Polizisten „backen“ können. Das lässt erkennen, dass es ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und der Hochschule der Polizei nicht der „Schwarze Peter“ zugeschoben werden kann.
Ziel muss es sein, im April und im Oktober wieder mindestens je 200 qualifizierte Frauen und Männer für die Ausbildung bzw. für das Studium an der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg einstellen zu können.
Wir als Deutsche Polizeigewerkschaft sagen, wir bräuchten mehr, aber auf Grund der gegenwärtigen Situation und der bekannten zu geringen Ausbildungskapazitäten der Hochschule sollten wir wenigstens dieses Ziel nicht aus dem Auge verlieren. Eine Diskussion über die zweigeteilte Laufbahn im Polizeivollzugsdienst in Brandenburg halten wir angesichts der sich darstellenden Einstellungszahlen für entbehrlich.

Attraktivität steigern

Die Landesregierung muss erkennen, dass es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt, dass auch die Polizei betrifft. Der Polizeidienst muss zwingend attraktiver gestaltet werden, um junge Menschen weiter für diesen einmaligen Beruf zu begeistern, und das auch über die Landesgrenzen hinaus. Denn Sicherheit gibt es nicht zum „Nulltarif“.

Peter Neumann
Landesvorsitzender